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  Bahnhof Süßen: Ein historischer Überblick
Alter Bahnhof Süßen 1847   (01) Gemälde des 1847 errichteten Bahnhofs
  Quelle: W. Ziegler

  Im Juli 1846 wurde der Bau der Bahnlinie von Plochingen bis Süßen
  begonnen. Im Mai 1847 waren die Bahndämme und die übrigen Bauten
  größtenteils fertig.

  Am 26. September fanden auf der eingleisigen Strecke Plochingen-Süßen
  die ersten Probefahrten statt. Die Fahrzeit betrug in Richtung Plochingen
  36 Minuten. Für die Bergfahrt nach Süßen wurden 42 Minuten benötigt.
  Der Zug wurde bei Abfahrt und Ankunft in Süßen mit Böllerschüssen
  begrüßt.

  Die offizielle Eröffnung der rund 27 km langen Teilstrecke war am
  11. Oktober 1847, ohne große Feierlichkeiten.
  Es wurde gleich mit dem Winterfahrplan begonnen.
  Zu dieser Zeit hatte Süßen ca. 1600 Einwohner.
Loks um 1847   (02) Typische Lokomotiven um 1847

  Für eine kurze Zeit-bis zur Fertigstellung der Trasse bis Geislingen
  war der Bahnhof Süßen Endstation.
  Dies machte die Errichtung einer 22 Fuß großen Drehscheibe
  zum Wenden von Lokomotiven ohne Tender erforderlich.

  Von der Maschinenfabrik Esslingen wurden die Lokomotiven gebaut.
  Die Erste konnte an 1. September 1847 ausgeliefert werden.

  Zwischen Geislingen und Ulm waren andere Lokomotiven einzusetzen
  als auf den Talstrecken. Mit der Gebirgslokomotive "ALB" (Bild unten)
  wurde die mit einer mittleren Steigung von 2,25% ausgeführte
  Geislinger Steige befahren.

  Die Strecke wurde gleich zweigleisig trassiert, aber zunächst nur eingleisig
  gebaut. Das zweite Gleis wurde zwischen Geislingen und Ulm von
  1858 bis 1862 gelegt.
Fahrplan Süßen   (03) Fahrplan der außerordentlichen Eisenbahnfahrten
  am 17. Oktober 1847
  Quelle: W. Ziegler

  Die Fahrzeit von Süßen nach Stuttgart betrug damals
  1 Stunde 45 Minuten, wobei man bedenken muss,
  dass es die Haltepunkte Faurndau, Uhingen, Zell am Neckar,
  Oberesslingen und Mettingen noch nicht gab.

  Eine Woche nach der Aufnahme des Personenverkehrs begann
  auch der Transport von Gütern und Vieh.

  Die Beliebtheit der neuen Strecke war so groß, dass anfangs an
  Sonntagen außerplanmäßige "Vergnügungszüge" eingesetzt
  wurden.

  Der Fahrpreis für eine Fahrt von Süßen nach Stuttgart
  betrug in der 1. Klasse 2 tl, in der 2. Klasse 1 tl 15 kr
  und in der 3. Klasse 51 kr.

  Am 5. Juni 1849 wurden die ersten Probefahrten auf dem
  Anschlussstück bis Geislingen unternommen.
  Die offizielle Verkehrsübergabe der Strecke Süßen-Geislingen
  fand dann am 14. Juni 1849 statt.

  Ein Jahr später, genau am 29.Juni 1850 konnte auch die
  anspruchsvollste Strecke Geislingen-Ulm in Betrieb
  genommen werden.
Restauration Frick   (04) Restauration Frick von 1860
  Quelle: Archiv der Gemeinde Süßen

  Gegenüber des Bahnhofes, auf dem Gelände westlich des heutigen Postgebäudes
  stand zwischen 1860 und 1900 die Gaststätte Frick (benannt nach ihrem Besitzer).
  Dort fanden die ankommenden Gäste einen überdachten Biergarten und
  eine Kegelbahn.
Bahnübergang mit Schranke   (05) Bahnübergang Bahnhofstraße/Eckstraße um 1901
  Quelle: W. Ziegler

  Der auf Gleisniveau liegende Bahnübergang der Staatsstraße
  nach Heidenheim wurde später durch eine Überführung ersetzt.
  Im Hintergrund das Gasthaus Pelikan.
Neuer Bahnhof (Zeichnung)   (06) Zeichnung des Süßener Bahnhofs von 1902
  Quelle: Archiv der Gemeinde Süßen

  Zeichnerische Darstellung des Bahnhofs mit den beiden Erweiterungsbauten.
  Ansicht von Südenwesten (Bahnhofsvorplatz)
Neuer Bahnhof Süßen   (07) Bahnhofsumbau1901-1902
  Quelle: R. Beck

  Durch die Anbindung der Nebenbahn nach Weißenstein (Eröffnung 7.12.1901).
  wurde auch eine Erweiterung des Bahnhofgebäudes notwendig.
  Damit die Reisenden gefahrlos zu den neuen Gleisen dieser Nebenstrecke
  gelangen konnten, wurde ein Steg errichtet (im Bild rechts sichtbar).

  Übrigens bekam der Bahnhof von Anfang an den Stationsnamen Süßen, obwohl
  es zu dieser Zeit noch zwei getrennte Gemeinden, nämlich Groß- und Kleinsüßen
  gab und der Bahnhof auf der Gemarkung von Kleinsüßen lag.
  Erst 1933 wurden Groß- und Kleinsüßen zur neuen Gemeinde Süßen vereinigt.
Bahnhof Süßen 1920   (08) Der Bahnhof um 1920

  Bahnsteigseite mit dem Absperrzaun.
  Im Vordergrund Gleis 7, das nach 10,4 km in Weißenstein endete.
  Das kleine Bild (aus neuerer Zeit) zeigt das Wartehäuschen, wie es bis
  zur Einstellung des Personenverkehrs am 1.6.1980, die Reisenden nach
  Weißenstein nutzen konnten. Das endgültige Aus der Strecke war am 1.7.1995,
  mit diesem Datum wurde auch der Güterverkehr eingestellt.
Luftaufnahme Süßen 1922   (09) Süßen aus der Luft 1922

  So sah im Jahre 1922 die Bebauung rund um den Bahnhof aus.

  Im Bild oben rechts die Dampfziegelei Kuntze, links daneben die 1919
  gegründete Firma Strassacker und das Röhrenwerk Kuntze.
Bahnhof Süßen 1930   (10) Der Bahnhof um 1930

  Straßenseite des Bahnhofs, das kleine Gebäude am rechten Bildrand war ein
  Friseurgeschäft, das später zu einem Verkaufs-Kiosk umfunktioniert wurde.

  Schon 1913 wurden Stimmen laut, den Steg durch eine Unterfühung in
  Bahnhofsnähe zu ersetzten. Es dauerte aber noch bis 1932 als im Zuge
  der Elektrifizierung der Strecke Stuttgart-Ulm der Steg abgerissen wurde.
Bau Unterführung 1932   (11) Die Gleisunterführung wird 1932 gebaut
  Bildquelle: Wiedmann

  Endlich war es so weit, die Arbeiten für eine Unterführung konnten aufgenommen
  werden.
  Der Gemeinderat von Kleinsüßen legte hierfür die Verkehrszulassung fest die besagte:

  Nur eine Person mit kleinem Wagenverkehr ohne Gespann sind zugelassen.
  Für Pferde und Rindfieh gilt ein Nutzungsverbot.
  Fahrräder sind zu schieben.
  Die Benutzung für Motorräder und Kraftfahrzeuge jeder Art ist verboten.

Güterabtransport   (12) Güterabtransport vom Süßener Bahnhof um 1935

  Wie man an den Masten und Tragwerken erkennen kann, ist die Strecke
  schon elektrifiziert.

  Ab 1931 begann die Elektrifizierung der Strecke. Im September 1932 waren
  zwischen Plochingen und Ulm die Leitungsmasten aufgestellt und zum Teil auch
  mit Fahrdraht versehen.
  Im April 1933 wurde den Gemeinden mitgeteilt, dass
  die Fahrleitung demnächst unter Spannung steht.
  Der erste elektrisch angetriebene Güterzug passierte am 6. Mai 1933 den
  Süßener Bahnhof.
  Die Elektrifizierung brachte auch Annehmlichkeiten:
  So gab es keinen Rauch mehr aus den
  Schloten der Loks und der Fahrbetrieb ging ruhiger vonstatten.
Posten 65   (13) Posten 65 zwischen Süßen und Gingen 1937
  Quelle: M. Mechel

  Das ehemalige Bahnwärterhaus - Posten 65 - bei Bahnkilometer 52,12

  Der Steg wurde errichtet damit die Bauern ohne Umwege auf ihre
  Äcker und Wiesen im Bühl kamen. Die kleine Aufnahme zeigt die
  Südwestseite des Gebäudes.
  Gebaut wurde die Überführung von der Stahlbaufirma Niess und Wendeler.
Güterschuppen Süßen   (14) Der Güterschuppen von 1901

  Der Lagergebäude hatte eine Länge von ca. 44m, war 10m breit und 7,9m hoch.
  Er diente zur Lagerung der ankommenden Wollballen für die Süßener
  Spinnereien sowie der fertigen Garne, die von hieraus in alle Welt verschickt
  wurden. Durch den Kohlenhändler R. Kurz wurde hier die in Güterwagen
  ankommende Kohle gleich in Zentnersäcke abgewogen.

  Seit 1994 befindet sich auf diesem Gelände der Zentrale Omnibusbahnhof.
Güterschuppen Süßen   (15) Die Unterführung im Bühl 1954
  Quelle: E. Körner

  Die Bahnunterführung in den Bühl wurde im Jahre 1954 erweitert.
  Auf dem kleinen Foto sieht man die Arbeiten für die neue Elektrifizierung
  der Strecke.
Süßen 1957   (16) Luftaufnahme von Süßen um 1957
  Quelle: Stadtarchiv

  In der Bildmitte sieht man die Fa. Stahlbau Süßen, links davon das Kunststeinwerk
  Wörner. Auf der Bahnlinie Stuttgart-Ulm zieht gerade eine E94 einen Güterzug
  talabwärts.
Süßen 1957   (17) Luftaufnahme von Süßen um 1957
  Quelle: Stadtarchiv

  Das Foto zeigt in der Bildmitte die Fa. Kuntze, links daneben die Fa. Strassacker.
  Im rechten unteren Teil ist das Bahngelände mit der Güterhalle und dem alten
  Stellwerk zu sehen.
Süßen 1966   (18) Bahnhof von Süßen im Jahre 1966
  Quelle: B. Bauerle

  1966 herrschte noch reger Rangierbetrieb im Bahnhofsbereich.
  Im Vordergrund verrichtete E94 042 ihre Arbeit auf den östlich gelegenen
  Abstellgleisen.
Neues Stellwerk   (19) Das neue Stellwerk

  Im Jahre 1901 wurden zwei sog. Stellwerkbuden auf dem Bahnhofsareal
  genehmigt und gebaut. Sie waren zweigeschossig und hatten eine Länge
  von 7,8m und eine Breite von 3,2m. Mit ihnen wurde der Bahnverkehr
  abgewickelt, bis 1964 das heute noch vorhandene Stellwerk in Betrieb
  genommen wurde.

  Links neben dem Gebäude stand bis Ende September 2016 noch der relativ
  gut erhaltene Holzbau des alten Wartehäuschens der Anschlußstrecke
  nach Weißenstein.
Bahnhof Süßen 1970   (20) Bahnhof und Gleisanlagen 1970

  Durchfahrt eines Personenzuges in Richtung Ulm gezogen von einer E10.
  In Richtung Stuttgart verläßt gerade ein Güterzug den Bahnhof.
ET65 in Süßen   (21) Züge der 70er Jahre
  Quelle: D. Schlipf

  Am 7. August 1974 steht der 465 007 als Nahverkehrszug Richtung Ulm
  im Süßener Bahnhof,   links daneben ein ET 430 auf Probefahrt.
ET65 in Süßen   (22) Die neue Brücke 1979
  Quelle: E. Heilemann

  Der Ausbau der alten Eisenbahnbrücke fand am 10. Nov. 1979 statt.
  Die Arbeiten dauerten den ganzen Tag, erst gegen Abend konnte die Brücke
  aus ihren Widerlagern gehievt werden.
  Unterhalb der Gitterkonstruktion ist das Fundament der neuen Überführung
  zu sehen.
Gedenktafel Bahnbau   (23) Gedenktafel zum Bahnbau an der Südseite des
  Süßener Bahnhofs

  Die Darstellungen zeigt Streckenarbeiter beim Verlegen von
  Schwellen und erinnert daran, dass 1847 die Eisenbahnlinie
  Stuttgart-Ulm den Ort erreichte.
Quellenangaben:
W. Ziegler, R. Beck, T. Uhland-Clauss, D. Schlipf
Archiv der Gemeinde Süßen
Literatur: Als die Bahn nach Salach kam
Bildband: Schwäbische Eisenbahn
Literatur: Württembergs Eisenbahnen (Oskar Fraas)
Literatur: Historisches Jahrbuch Kr.Göppingen 2007
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